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Viele Unternehmen verfallen in einer Flaute in alte Denkfehler, statt die Zeit für eine Wertstromanalyse zu nutzen. Denn eine Krise bietet oft beste Chancen, die Produktivität erheblich zu steigern.

In Krisenzeiten verengt sich der Blick vieler Unternehmer. Umsätze gehen zurück und die Gewinne schmelzen dahin. Die Reaktion darauf ist meist reflexhaft: Personalkürzungen, striktere Kontrolle der Mitarbeiter und ein stärkerer Fokus auf kurzfristige Effizienzmaßnahmen. Man konzentriert sich auf den Personaleinsatz. Auf den ersten Blick erscheint das der richtige Reflex – schließlich hat es in früheren Krisen oft geholfen, so den Betrieb kurzfristig zu stabilisieren, bis die Nachfrage wieder anzieht. Doch genau hier liegt der Denkfehler.

Kurzfristige Effekte durch Kontrolle – aber keine langfristige Verbesserung

Es ist ein bekanntes Phänomen: Sobald wir die Kontrolle verstärken und den Druck erhöhen, läuft es kurzfristig besser. Die Leute „reißen sich zusammen“, arbeiten schneller und effizienter. Doch dieser Effekt ist oft nur von kurzer Dauer. Schon bald lässt die Wirkung nach, und die Produktivität sinkt wieder ab. Mehr Disziplinierung führt also nicht zu einer nachhaltigen Verbesserung. Im Gegenteil: Die Mitarbeiter beginnen, die Verantwortung für die Produktivität ausschließlich bei der Fertigungsleitung zu sehen und schalten selbst in den „Autopilot“-Modus. Sie warten auf Anweisungen.

Psychologische Sicherheit als Schlüssel zur Produktivität

Produktivität entsteht also nicht durch Kontrolle. Vielmehr ist es wichtig, dass alle in der Produktion mitdenken und Verantwortung übernehmen. Gerade in Krisenzeiten, wenn Druck von außen kommt, brauchen die Menschen psychologische Sicherheit. Die bekommen sie, wenn wir sie einbinden und als Teil der Lösung betrachten, nicht als Teil des Problems.

Vorausschauende Unternehmer handeln antizyklisch

In der Boomphase sind alle bis zum Anschlag unter Strom, da hat keiner Zeit, sich um Produktivität zu kümmern. Nutzen Sie also die Flaute, um besser zu werden. Schaffen Sie die Voraussetzung, dass Sie nach der Talsohle umso schneller wieder Fahrt aufnehmen.

Einmal aufräumen in den Produktionsprozessen. Die gewachsenen Abläufe in Frage stellen und die Arbeit schlank organisieren. Ja – das kostet Zeit und Geld, gerade jetzt, wenn die Liquidität knapper wird. Aber Unternehmertum ist Arbeit an der Zukunft. Vorausschauende Führung handelt gegen den Takt der Konjunktur. Antizyklisch.

Wertstromanalyse: Unnütze Tätigkeiten erkennen, Zeitfresser identifizieren

Die Wertstromanalyse ist jetzt das Instrument der Wahl. Sie zeigt uns genau, wo im Produktionsprozess das Geld verlorengeht – meistens an den Stellen, die wir im Alltagsstress übersehen.

In der Wertstromanalyse schauen wir auf die Produktion vom Ende zum Anfang. Wir beginnen beim fertigen Produkt und analysieren jeden Schritt zurück bis zu den Rohmaterialien. Bei jedem Schritt fragen wir, wie Bestände verwaltet werden, wie Arbeitsvorbereitung und Qualitätssicherung organisiert sind und wie der Materialfluss gesteuert wird. Dabei werden die Schwachstellen sichtbar, die sonst unbeachtet bleiben: schlecht getaktete Arbeitsabläufe, unnötige Lagerbestände, lange Rüstzeiten, hohe Ausschussquoten oder ineffiziente Werkzeugnutzung. Diese Zeitfresser sind es, die unsere Produktivität runterziehen.

In Hochphasen nimmt man solche Ineffizienzen oft in Kauf – es kommt genug rein, um solche Verluste auszugleichen. Aber jetzt, wo die Margen schmelzen, ist jeder unnütze Arbeitsschritt ein Problem.

Wertstromoptimierung – gleichmäßige Produktion

Nach der Analyse folgt die Wertstromoptimierung. Wir wollen eine gleichmäßige und stabile Produktion erreichen – auch bei schwankender Nachfrage. Weniger Hauruck-Aktionen, Zusatzschichten und Feuerwehreinsätze. Eine kontinuierliche Produktion ist eine schlanke Produktion. Diese Ruhe schafft außerdem Mitarbeiterzufriedenheit und Gesundheit. Sie senken die Ausfalltage und machen sich als Arbeitgeber einen Namen.

Statt reflexartig auf die Kostenbremse zu treten und den Druck auf die Mitarbeiter zu erhöhen, ist es also gerade jetzt der richtige Zeitpunkt, die Produktivität nach oben zu schrauben. Lassen Sie sich nicht von kurzfristigen Schwankungen aus der Balance bringen, sondern nutzen Sie die Zeit für eine Wertstromanalyse. Und danach für die Optimierung.

siehe auch: Kosten senken – Produktivität steigern

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