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Die Führungsschleife ist ein einfaches und praktisches Konzept zur Führungsentwicklung. Es hilft Führungskräften, wenn die Leistung im Team auf der Strecke bleibt, die Zusammenarbeit stockt oder die Stimmung zu kippen droht. Wenn Führungskräfte nach Interventionen suchen, die sie selbst umsetzen können, dann kann das Konzept der Führungsschleife aus Beobachten – Entscheiden – Umsetzen ein hilfreicher Rahmen sein.

Führen bedeutet Service liefern

Führungskräfte sind stolz auf ihr Team, wenn die Leistung stimmt und die Zusammenarbeit geschmeidig läuft. Führung funktioniert schließlich am besten, wenn man sie nicht sieht. Als Führungskraft muss man nicht im Vordergrund stehen – Führen ist Service. Manche sprechen auch von „Servant Leadership“.

Das echte Leben ist anders

Zu dumm nur, dass das im echten Leben selten so läuft. Wenn die Ergebnisse nachlassen, die Kosten aus dem Ruder laufen oder die Fehler sich häufen, dann hört der Spaß irgendwann auf. Dann gibt es Schuldzuweisungen statt Zusammenarbeit und als Führungskraft muss man ständig unnötige Konflikte moderieren. Wenn jeder nur drauf bedacht ist, eine „reine Weste“ zu behalten, dann wächst die nutzlose Kommunikation: Man verschickt E-Mails mit ganz viel „cc:“ und „bcc:“ und speichert endlos Kopien von allem Möglichen, nur um „auf der sicheren Seite zu sein“. Und in Besprechungen dreht man sich im Kreis, hält sich an Nebensächlichkeiten auf und kommt zu keinem Ergebnis.

Führungskräfte kennen diese Anspannung. Sie spüren, dass es nicht rund läuft, aber sie wissen nicht, wo sie „anpacken“ sollen. Da kommen einem die Selbstzweifel, ob man wirklich zur Führungskraft geboren wurde. Dabei will man doch eigentlich nur Verantwortung für das Team übernehmen. Und dass das Team unter der eigenen Führung gute Ergebnisse liefert.

Einfaches Konzept zur Führungsentwicklung hilft

Solche Spannungen begegnen mir immer wieder in Beratungsprojekten. Meistens werde ich gerufen, um „auf die Prozesse zu schauen“. Dann sieht das Unternehmen, dass in der Produktion oder im Vertrieb und Service das Geld durch Blindleistungen und Fehler verloren geht. Der Ruf nach „Prozessen“ ist dann verständlich. Aber sehr häufig mache ich die Erfahrung, dass es mit Prozessoptimierungen nicht getan ist. In Wirklichkeit geht es um Führung. Wenn ich dann die Führungskräfte darin unterstütze, wie sie die Prozesse in der Zusammenarbeit verankern, dann verbessert sich die Produktivität. Dabei hilft die Führungsschleife als praktikables Konzept zur Führungsentwicklung.

Bessere Führung – bessere Prozesse!

Um als Führungskraft wirksam zu sein, muss man verstehen, was man tut, wenn man führt. Dazu ist das Bild der einfachen Führungsschleife sehr hilfreich: Führen bedeutet „Beobachten, Entscheiden, Umsetzen“ – und wieder Beobachten, und so weiter.

Das Konzept wirkt wie eine Brille: Wir sehen damit Dinge scharf, die wir ohne Brille nur verschwommen wahrnehmen. Hiermit sehen wir, wie wir führen, denn Führung hebt mit dieser Brille sich deutlich vom Hintergrund des Arbeitsalltags ab.

Die Führungsschleife in der Praxis umsetzen

– Beobachten

Wie funktioniert dieses Konzept der Führungsentwicklung in der Praxis? Wenn Sie als Führungsperson besser wirksam werden wollen, dann können Sie sich an diesen einfachen drei Schritten orientieren. Starten Sie mit Ihrem (Führungs-)Team damit, auf Ihre Beobachtung im Alltag zu schauen. Was beobachten wir? Was wäre wichtig zu beobachten? Warum haben wir da bisher nicht hingeschaut? Was passiert mit Leuten, die hinschauen und was sagen?

Mit diesen einfachen Fragen kommen Sie schnell zum Kern der Führung und können neu vereinbaren, wie Führung greifen soll. Passen Sie dabei aber auf, dass die Diskussion nicht zu schnell auf „Kennzahlen“ abrutscht. Denn das Kennzahlenthema kann schnell dazu führen, dass man über Zahlen und Technik streitet und vom Kern der Sache ablenkt.

– Entscheiden

Die Frage „Wer soll wann und wie entscheiden?“ stellt sich dann von ganz allein. Denn wenn wir einmal über Beobachtungen sprechen, dann kommen wir unweigerlich auf Handlungsbedarfe im Alltag zu sprechen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass beim Entscheiden schon der geänderte Blickwinkel viel bewirkt. Wer entscheidet, übernimmt Verantwortung.

Wenn also jemand Entscheidungen trifft, die er nicht hätte treffen sollen, dann ist das keine Anmaßung oder Größenwahn, sondern ein Übereifer aus Verantwortungsbereitschaft heraus. Dann übernimmt jemand Verantwortung, die sie oder er eben gar nicht tragen kann. Und das bedeutet, dass die Aufteilung, wer welche Verantwortung trägt, noch einmal zur Sprache kommen muss.

Gleiches gilt für so genannte Fehlentscheidungen. „Aus Fehlern lernen“ heißt nicht, diesen Fehler für die Zukunft zu vermeiden (mit Checklisten, Kontrollen, Anweisungen etc.). Dann würden wir nur auf die Vergangenheit schauen. Aus Fehlern lernen heißt vielmehr, unsere Entscheidungskompetenz zu verbessern. Wenn wir erkennen, wie wir zu Entscheidungen kommen, dann können wir eben diese Kompetenz verbessern. Die Frage „Was hast du dir dabei gedacht?“ bekommt dann einen ganz anderen Ton.

– Umsetzen

Schauen wir schließlich darauf, wie wir im Team Entscheidungen umsetzen, dann kommt zur Sprache, welche Regeln und Prozesse wir uns geben, um die sich im Alltag niemand schert. Und wir sprechen darüber, wo wir entscheiden, ohne an die notwendigen Ressourcen und Planungen zu denken. Wir werden aufmerksam darauf, wie wir bei unseren Entscheidungen die Herausforderungen der Umsetzung gleich mitdenken. Und wie wir gemeinsam beobachten, was wir wie umsetzen.

Führungsentwicklung ist Theorie in der Praxis

Mit dem einfachen Dreischritt „Beobachten – Entscheiden – Umsetzen“ haben wir ein Instrument, mit dem wir Führung im Alltag des Teams sichtbar machen können – oder auch die Nicht-Führung. Ohne ein solches Instrument laufen wir Gefahr, dass wir nett über Oberflächlichkeiten sprechen und hauptsächlich darauf achten, dass wir einander nicht wehtun. Dann finden wir schnell irgendeine Maßnahme, die wir beschließen können, damit wir was beschlossen haben. Danach rutschen wir aber scheibchenweise wieder zurück in die alten Gewohnheiten von Nachlässigkeit, Schuldzuweisungen und Schaufensterprojekten. Mit dem Bild der Führungsschleife können wir Führung konkret machen und in unseren Alltag tragen.

Solch ein Bild wie die Führungsschleife ist übrigens nichts anderes als „blanke Theorie“. Wenn wir sie in unserer Praxis nutzen wollen, ist es am besten, wenn wir sie nicht so nennen. Sprechen Sie also nicht über die „Führungsschleife“, über „Beobachten, Entscheiden, Umsetzen“, sondern suchen Sie nach passenden Begriffen, die das Team aus der täglichen Praxis kennt. Theorie wirkt am besten, wenn sie im Hinterkopf arbeitet.

Probieren Sie es einfach aus. Bevor Sie in der nächsten Teamsitzung wieder in einen langweiligen Trott verfallen, greifen Sie zur Führungsschleife und bringen Sie die Themen aufs Tapet, um die es in Wirklichkeit geh. Sie werden sehen, wie schnell die Bereitschaft steigt, Verantwortung zu übernehmen.

Wenn Sie ein Feedback oder weitere Ideen zu Ihrer Führungspraxis möchten, lassen Sie uns telefonieren. Vereinbaren Sie gerne einen Termin für ein Gespräch.

Literaturtipp: In Ihrem Buch „Wirksam Führen mit Systemtheorie“ stellen Torsten Groth und Timm Richter dieses Konzept ausführlich vor.

(Foto von Jason Goodman auf Unsplash)
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