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„Die Leute mitnehmen!“ Diesen Aufruf hören wir in allen Veränderungsprojekten. Ich hatte dabei schon immer ein komisches Gefühl. Mir ist nicht klar, was derjenige, der dazu aufruft, damit wirklich meint. Und mich beschleicht der Verdacht, dass dieser „Mitnehmer“ das selbst nicht weiß. Ist die wohlfeile Floskel in Projekten wirklich hilfreich?

In der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Organisationsentwicklung (ZOE) finde ich einen Artikel von Maximilian Locher von der Universität Witten-Herdecke, wo er genau dieser Frage nachgeht. Locher bezeichnet die Floskel als einen „leeren Signifikanten“, den jede Nutzer beliebig mit Inhalt füllen kann. Bedeutet „die Leute mitnehmen“ lediglich professionelle und umfassende Kommunikation an alle Mitarbeitenden? Oder ist damit gemeint, dass alle „Betroffenen zu Beteiligten“ werden – mit der Folge, dass sie die Entscheidung zum Change-Projekt in Frage stellen? Wenn beide Auffassungen in einem Projekt aufeinandertreffen, bestünde zumindest Gesprächsbedarf.

Gefährliche Asymmetrie

Das Reden vom „Mitnehmen“ impliziert aber auch eine Auffassung von Asymmetrie im Projekt. Offensichtlich gibt es ja Personen, die andere Leute „mitnehmen“, „abholen“ oder „ins Boot holen“. Da sind also die einen, die die Notwendigkeit einer Veränderung „verstanden“ haben und die anderen, denen man das noch irgendwie nahebringen muss. Vielleicht „haben die den Schuss noch nicht gehört.“ Eine solche Asymmetrie bringt in einem Projekt immer Probleme mit sich. Wer will schon als jemand gelten, der noch „mitgenommen“ werden muss? Die gut gemeinte Intention kann schnell als paternalistische Bevormundung verstanden werden.

Diese Aufteilung der Beteiligten in „Mitnehmer“ und „Mitgenommene“, in „Antreiber“ und „Angetriebene“ kann schnell in eine Frontstellung zwischen „Tätern“ und „Opfer“ umschlagen – und unnötig Widerstand hervorrufen, obwohl die Intention ja gerade war, Widerstand durch „Mitnehmen“ einzubinden.

„Mitnehmen“ gilt gegenseitig

In meinem Buch „Systemisches Prozessmanagement“ habe ich ausgeführt, dass Veränderung in Organisationen nur dann Erfolg haben kann, wenn ein Bedarf zur Anpassung „im System“ kommuniziert wird. „Im System“ heißt dabei nicht, dass jemand es „den Leuten erklärt,“ sondern dass die Teams darüber sprechen, „was passiert, wenn nichts passiert.“ „Mitnehmen“ verliert dann die gönnerhafte Haltung von oben herab, weil die autonome Wahrnehmung von Anpassungsbedarf als Voraussetzung für Change Projekte anerkannt wird.

Diese Haltung bringt es auch mit sich, dass sich die scheinbaren „Mitnehmer“, die selbst wahrgenommenen Treiber von Veränderungsprojekten, sich selbst von denen „mitnehmen lassen“, die sie mitzunehmen vorgeben. „Die Leute Mitnehmen“ ist in Wirklichkeit ein Prozess auf Gegenseitigkeit.

Wenn Sie sich fragen, wie Sie in Ihrem Projekt die Menschen mobilisieren können, dann lassen Sie uns darüber sprechen. Ich unterstütze Projektmanager dabei, ihr Projekt erfolgreich durch die Dynamik der Organisation zu steuern.

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