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Zufriedene Mitarbeiter bedeuten mehr Bewerber

Die Attraktivität Ihres Unternehmens für mögliche Bewerber hängt von der Zufriedenheit Ihrer aktuellen Mitarbeiterschaft ab. Mitarbeiter kommunizieren in ihren persönlichen Netzwerken (realen wie virtuellen) über ihre Arbeit, die Kommunikation in ihrem Unternehmen und das Verhältnis zwischen Kollegen und zu den Vorgesetzten. Mitarbeitererfahrungen werden dabei auf dieselbe Art und Weise kommuniziert wie Kundenerfahrungen: Negative Erlebnisse erzählt man deutlich häufiger als positive.

Positive Arbeitnehmerbewertungen sind seltener

Bewertungsportale für Arbeitgeber bieten die Möglichkeit, anonym Dampf abzulassen, wenn es im Büro Zoff gibt. Aber wer macht sich schon die Mühe, eine Bewertung für seinen Arbeitgeber einzutragen, wenn er im Großen und Ganzen zufrieden ist? „Nicht geschimpft ist genug gelobt“ gilt eben auch hier. Damit ein Arbeitnehmer eine positive Bewertung abgibt, muss er schon wirklich begeistert sein.

Im Urteil der Arbeitnehmer sehen Unternehmen daher tendenziell schlechter aus als die tatsächliche Zufriedenheit ihrer Mannschaft erwarten ließe. Grund genug, dieser Baustelle hohe Aufmerksamkeit zu geben.

Was macht Mitarbeiter zufrieden?

Wann sind Mitarbeiter mit ihrer Arbeit zufrieden? Die Vergütung ist dabei interessanterweise ein reiner Hygienefaktor: Er wird von Mitarbeitern nur wahrgenommen, wenn sie sich eklatant benachteiligt fühlen. Solange Sie Ihre Leute also nicht in Schlecker-Manier über den Tisch ziehen, dürfte die Auswirkung des Geldes auf die Zufriedenheit nachgeordnet sein.

Arbeitszeit und Familie

Wichtiger ist das Thema Arbeitszeit, und zwar in zweierlei Hinsicht: Erleben Mitarbeiter ihre Arbeitsbelastung in einer Weise, dass sie zu häufig Überstunden schieben müssen, werden sie mit ihrer Arbeit unzufrieden sein. Für viele Mitarbeiter ist aber auch die Einteilung ihrer Arbeitszeit ein Zufriedenheitsfaktor: Gelingt es ihnen, ihre Familien- und Freizeitanforderungen mit der Arbeit zu koordinieren, werden sie sich zufriedener äußern. Auch die Beschaffenheit der Arbeitsräume wirkt auf die Zufriedenheit: Sie spiegelt in der Wahrnehmung von Arbeitnehmern die Wertschätzung wieder, die ihnen das Unternehmen entgegenbringt.

Organisation und Führungskultur

Der entscheidende Faktor für Arbeitnehmerzufriedenheit und Identifikation ist aber die wahrgenommene Organisations- und Führungskultur des Unternehmens. Kann ein Mitarbeiter seinen Beitrag zum Unternehmenserfolg als sinnvoll erleben? Erhält er die Informationen, die er für seine Arbeit benötigt? Erlebt er die Zielsetzungen und Informationen als widerspruchsfrei? Fühlt er sich in die Kommunikation ausreichend eingebunden? Erhält er wertschätzende Rückmeldung für seine Arbeit? Diese Fragen wirken auf die Identifikation des Mitarbeiters mit seiner Arbeit wesentlich stärker.

Zufriedenheit kann man messen

Doch wie bekommt ein Unternehmen authentische Rückmeldung über diese Zufriedenheitsfaktoren? Das Thema ist natürlich heikel: Jede Führungskraft wird an sich den Anspruch erheben, eine „gute Führung“ zu leisten (was auch immer damit gemeint ist). Der Anspruch ist so sehr wertbehaftet, dass es schwierig ist, eine objektivierbare Rückmeldung darüber zu geben oder zu verarbeiten. Zwei Phänomene unserer Kommunikation kommen sich hier in die Quere: Zum einen die Tendenz, in wertbehafteten Zusammenhängen sozial erwünscht zu antworten (Mitarbeiter sagen, was Chefs hören wollen) und zum zweiten die selektive Wahrnehmung (Chefs hören nur, was ihrem Bild von sich selbst entspricht). Wie Sie diese Klippen umschiffen, darum geht es im nächsten Teil dieses Blogthemas.

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